Samuel Fosso
Samuel Fosso (1962 Kumba, CM – Bangui, CF; Paris, FR) zählt zu den renommiertesten zeitgenössischen Fotografen Afrikas. Er gab der großen Tradition der afrikanischen Studiofotografie eine neue Wendung, indem er seit Mitte der 1970er-Jahre eine eigenständige Form eines explizit theatralischen Selbstporträts entwickelte.
In diesen autofiktionalen Selbstporträts mit kunstvollem Make-up und aufwendigen Kostümen, Requisiten und Kulissen verbindet Fosso Fotografie und Performance. Er stellt nicht in erster Linie sich selbst dar, sondern vollzieht eine Transformation seiner Person – schlüpft in Rollen und leiht sich Identitäten aus, von historischen Schlüsselfiguren ebenso wie von gesellschaftlichen Archetypen. Dabei verknüpft er autobiografische Themen und Selbstkonzeptionen mit politischen und historischen Perspektiven. Sie sind Ausdruck der Komplexität und Vielfalt von zeitgenössischen Identitäten und eine Erkundung der Beziehungen zwischen Afrika und dem Osten und Westen in der Ära des Postkolonialismus und der Globalisierung.
Wir zeigen die große retrospektive Ausstellung in Kooperation mit der Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg und präsentieren eine Auswahl der wichtigsten Werkgruppen von Samuel Fosso. Nach der von Jürgen Tabor kuratierten Schau der Generali Foundation am Museum der Moderne Salzburg ist die Gottorfer Ausstellung eine seiner ersten in Deutschland.
In Kamerun geboren, verbrachte Samuel Fosso seine Kindheit zunächst in Nigeria. Nach dem Biafra-Krieg zog er nach Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik. 1975, im Alter von 13 Jahren, eröffnete Fosso nach einer kurzen Lehre sein eigenes Studio für Porträtfotografie. Der Erfolg seines Studios beruhte auf seinem Gespür für Mode und Ästhetik und seinem Talent, seine Kund*innen zu ermutigen, ihren persönlichen Stil zu zeigen.
Tagsüber porträtierte er seine zahlende Kundschaft, abends jedoch stellte er sich selbst vor die Kamera und inszenierte sich, inspiriert von westafrikanischer und afroamerikanischer Musik, Jugendkultur und politischer Rebellion, in engen Hemden, extravaganten Schlaghosen und Plateauschuhen sowie mit ausgefallenen Requisiten in freien, ungezwungenen Posen. So entstand Fossos frühe experimentelle Serie ausdrucksstarker Schwarz-Weiß-Selbstporträts, die unter dem Titel 70’s Lifestyle (1975–78) bekannt wurde.
In Werkserien wie African Spirits (2008) und Emperor of Africa (2013) verleiht Fosso seinem Werk einen deutlichen politischen Zug. In African Spirits verkörpert er historische Protagonist*innen der panafrikanischen Unabhängigkeits- und Bürgerrechtsbewegung wie Angela Davis, Patrice Lumumba, Haile Selassie, Martin Luther King Jr. und Muhammad Ali. African Spirits ist eine Hommage an die Kämpfer*innen für Bürgerrechte und postkoloniale Unabhängigkeit.
In seiner Serie Emperor of Africa thematisiert Fosso die tiefgreifenden Machtverhältnisse zwischen China und Afrika. Dazu schlüpft er in die Rolle des umstrittenen chinesischen Revolutionärs und kommunistischen Parteiführers Mao Tse-tung. In seinen Reinszenierungen stellt Fosso Mao nicht nur als Befreier, sondern auch als Symbol eines modernen Imperialismus dar.
Ausstellung in Kooperation mit dem Museum der Moderne Salzburg und der Sammlung Generali Foundation – Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg.