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  • Joana Vasconcelos, Ostfriesland 2017

Ostfriesland

Die im Eisenkunstguss Museum gezeigte Arbeit „Ostfriesland“ ist eine monumentale teekannenförmige Konstruktion aus Schmiedeeisen, die durch ihre Widersprüchlichkeit besticht.

Die Teekanne, ein häusliches und praktisches Objekt, wird hier durch eine Übersteigerung der Dimensionen ihrem alltäglichen Rahmen enthoben und stattdessen in den öffentlichen Raum übergeben, womit beim Betrachtenden neue Assoziationen herausgefordert werden.

Mit Schmiedeeisen setzt Joana Vasconcelos ein konstruktiv und dekorativ bedeutendes Material ein, das eine Symbiose zwischen Industrie und Kunst veranschaulicht. Die Künstlerin bezieht sich in ihren Kunstwerken stets auf die portugiesische Kultur. So zitiert die aufwändige Formgebung des schmiedeeisernen Gitters traditionelle portugiesische Architekturelemente, wie Balkone oder Zäune, die bis heute im städtischen und ländlichen Raum zu finden sind.

Die Teetradition reicht in Portugal wie auch in Ostfriesland bis ins 17. Jahrhundert zurück. In beiden Fällen ist Tee ein bestimmender Teil der jeweiligen Kultur geworden. Mit „Ostfriesland“ verweist Joana Vasconcelos auf die regionale und globale Wichtigkeit der historischen Teehandelswege sowie deren Wirkung bis heute.

So ist die Teekanne auch eine Hommage an Katharina von Braganza (1638–1705), die den Tee durch ihre Heirat mit König Karl II. (1630-1685) nach England brachte. Als Teil ihrer Mitgift brachte sie auch Bombay und Tanger mit, was die Grundlage für die angelsächsische Vorherrschaft in Indien bildete.

Die begehbare Teekanne ist Teil einer ganzen Serie schmiedeeiserner „Pavillions“ in Form von „Teekannen“ und „Weinkaraffen“, die als Sinnbilder von Mann – „Weinpavillion“ –  und Frau – „Teepavillion“ – erscheinen. Die „Teepavillions“ werden, bewachsen mit Jasminpflanzen, zu lieblichen floralen Skulpturen.

Dank Lewis Carolls Alice im Wunderland verbinden wir die Teekanne auch mit der Teegesellschaft um den verrückten Hutmacher und den Märzhasen: „Ist dir etwas Wein gefällig?“ fragte der Märzhase. Alice sah sich auf dem ganzen Tische um, aber es war nichts als Tee darauf. „Ich sehe keinen Wein“, bemerkte sie. „Es ist keiner hier“, sagte der Märzhase. Durch die Umkehrung der Größenverhältnisse werden Besuchende in Anspielung auf die Geschichte selbst zum Teeblatt in der Teekanne.

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