Willumsen
Generalprobe
Erstmals widmet sich eine große Ausstellung in Deutschland dem dänischen "Alleskünstler" Jens Ferdinand Willumsen. Er wird in Skandinavien als prägender Vertreter der Moderne gefeiert, ist hierzulande aber in Vergessenheit geraten.
Dabei gilt der Maler, Grafiker, Bildhauer, Keramiker und Architekt als eine der markantesten Künstlerpersönlichkeiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sein mehr als 70 Jahre umspannendes Schaffen überwindet alle gängigen Gattungsgrenzen und widersteht der Einordnung in etablierte Stilrichtungen oder Gruppierungen. Willumsen fasziniert bis heute durch seine höchst individuelle stilistische Ausprägung, den schillernden Themenreichtum seiner Kunst und sein Leben als Kosmopolit.
In jungen Jahren noch durch den vorherrschenden Realismus geprägt, wandelt sich das Œuvre des Künstlers seit einer ersten Reise nach Paris und Südeuropa im Jahr 1888 radikal. Insbesondere die Begegnung mit der neuen französischen Kunst und die Bekanntschaft mit Paul Gauguin beeinflussen ihn nachhaltig. Um 1900 zeigt er sich von den lebensreformerischen Bestrebungen beeindruckt, wovon seine großformatigen Strandbilder zeugen. In den folgenden Jahren führt der Däne ein nomadisches Künstlerleben zwischen Kopenhagen, Paris und der Côte d'Azur und entwickelt zusehends einen Individualstil abseits aktueller Entwicklungen. Ab 1910 ist die Begegnung mit den Werken des spanischen Manieristen El Greco für Willumsen von entscheidender Bedeutung: Übersteigerte Gesten, verzerrte Körperformen und schlaglichtartige Effekte prägen die Gemälde jener Zeit.
Willumsen ist einer der ersten modernen Künstler Dänemarks, der in seinem Werk eine neue Verknüpfung von Malerei, Skulptur und angewandter Kunst umsetzt. In großen Werkfolgen widmet er sich in den 1920er und 30er Jahren dem weiblichen Rollenporträt, farbintensiven Ansichten Roms und Venedigs sowie ausdrucksstarken Bildern der Alpenwelt. Auch Selbstbildnisse mit zum Teil rätselhafter Bedeutung durchziehen immer wieder das Schaffen.
Diese Ausstellung mit knapp 100 Werken hat das Ziel, Willumsen auch außerhalb Skandinaviens sichtbar zu machen. Eine Verankerung dieses spektakulären Künstlers im größeren Kontext der europäischen Moderne erscheint längst überfällig.