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  • Anja, Jensen, Doña Queta, 2016

Anja Jensen

No Go. Inszenierte Fotografie

04.02. - 01.04.2024

Sieben Frauen, allein an ihren persönlichen Orten, nur einmal ist ein Kind mit im Bild, eine Enkelin, ansonsten sieht man keine weiteren Menschen: Das ist das Szenario, in dem Anja Jensen die Cabronas präsentiert, die sieben Teufelsweiber – Frauen aus Mexiko Stadt, der mit über 21 Millionen Einwohnern neuntgrößten Metropolregion der Welt, mitten in einem dichtbesiedelten zentralen Armenviertel, wo man kaum jemals allein und privat sein kann. In Anja Jensens sorgsam inszenierter Tépito-Serie werden die sieben Frauen stellvertretend für die unendlich vielen „im Dunklen gehenden“ Frauen aus dem Barrio Tépito sehr persönlich und individuell porträtiert.

Unter anderem auch für diese überaus intensive Foto-Arbeit wurde der Künstlerin Anja Jensen 2023 der Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft verliehen. Aus diesem Anlass ist ihre Tépito-Serie, aber sind auch weitere ihrer Arbeiten auf der Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig ausgestellt.

Auf die Verleihungsurkunde schrieb der langjährige Vorstand der Dr. Dietrich Schultz-Stiftung, Landtagspräsident a.D. Martin Kayenburg: „Anja Jensen erhält den Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft für ihr künstlerisches Werk auf dem Gebiet der Fotografie. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine hohe Verdichtung aus, bei der kein Detail dem Zufall überlassen bleibt. Unverwechselbar ist die Art, wie sie das Licht, insbesondere das Zwielicht, in ihre Inszenierungen einbezieht, um scheinbar alltägliche Situationen ins Rätselhafte kippen zu lassen. Damit schafft sie Bilder von ebenso beunruhigender wie faszinierender Ambivalenz.“

Auch wenn gerade Anja Jensens frühe Arbeiten oft den Eindruck von Bühnenbildern oder Filmstudio-Inszenierungen erwecken, finden ihre Aufnahmen doch immer an ganz realen Orten statt. Die Menschen auf ihren Bildern haben eine persönliche Beziehung zu den Orten, an denen sie fotografiert werden. Dabei geht es Anja Jensen allerdings nie um Sozialreportagen, sondern darum, ein weites Feld von Assoziationen zu öffnen. Nicht zuletzt deshalb hat sie auf erläuternde Bildtitel und - unterschriften lange Zeit gänzlich verzichtet.

Bei den Mexiko-Arbeiten ist das anders. Das hat mit der besonderen Entstehungsgeschichte der Werke zu tun: 2016/17 war Anja Jensen vom Goethe-Institut als eine der Vertreterinnen der zeitgenössischen bildenden Kunst zum „Deutschlandjahr“ nach Mexiko eingeladen worden. Dort entwickelte sie im Rahmen eines „urbanen Research-Projekts“ mit Kindern und Jugendlichen die fotografische Feldstudie „VISTO BUENO, 1 Stadt, 4 Wochen, 200 Perspektiven auf CDMX / Ciudad de Mexico“, die 2020 mit dem Bildungspreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie ausgezeichnet wurde.

Parallel dazu arbeitete Anja Jensen 2016/17 in Mexiko an dem Projekt Ciudadanas (Bürgerinnen) in Tépito, dem verrufenen Barrio Bravo (wilden Viertel) im Zentrum von Mexiko Stadt. In 72 Häuserblöcken leben hier 120.000 Menschen. Wegen der Straßenkriminalität, Bandenkriegen, Drogenhandel und organisierter Kriminalität gilt das Viertel als extrem gefährlich – insbesondere für Ausländer*innen ist Tépito eine No-Go-Area. No Go titelten die Künstlerin und Dr. Carsten Fleischhauer, Kurator am Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, die Ausstellung der großaufgezogenen und zum Teil hinterleuchteten Fotografien.

Neben den Arbeiten aus Mexiko Stadt sind neun weitere eindrucksvolle Fotos zu sehen, sie stammen aus Projekten in Chile, Shanghai, der Türkei und Deutschland.

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