Schwerpunkt Provenienzforschung
Die Provenienzforschung ist eine klassische Teildisziplin der Kunstgeschichte, die sich mit der Herkunft eines Objektes befasst. Die zentrale Frage: Welchen Weg hat ein Kunstwerk seit seiner Entstehung bis heute genommen (Aufenthaltsorte, Besitzerwechsel etc.)?
Besonders im Fokus der heutigen Provenienzforschung steht die Erforschung von sogenanntem NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, welches zwischen 1933 und 1945 im Rahmen des systematischen Kunstraubs der Nationalsozialisten seinen rechtmäßigen Besitzern entwendet wurde.
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Grundlegende Richtlinien der wissenschaftlichen Arbeit stellen die „Washingtoner Prinzipien“ dar, die im Dezember 1998 auf der „Washington Conference on Holocaust-Era Assets“ von 44 Staaten, zwölf nicht-staatlichen Organisationen und dem Vatikan verabschiedet wurden. Die Unterzeichner-Staaten verpflichteten sich im Rahmen dieser Prinzipien, die Sammlungsbestände ihrer öffentlichen Einrichtungen auf „Raubkunst“ hin zu überprüfen und bei den entsprechenden Verdachtsfällen eine „gerechte und faire Lösung“ mit den rechtmäßigen Eigentümern oder deren Erben anzustreben.
In Deutschland folgte man diesem Vorsatz 1999 mit der „Gemeinsamen Erklärung“ von Bund, Ländern und Kommunen. Zur deutschlandweiten Koordinierung der systematischen, projektbezogenen Provenienzforschung entstand 2008 die „Arbeitsstelle für Provenienzforschung“ in Berlin, welche Anfang 2015 von dem „Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg“ übernommen wurde.
Als zentraler Ansprechpartner verwaltet das Zentrum zudem die Lost Art-Datenbank, in der Verluste und Funde gemeldet und somit öffentlich gemacht werden können.Seit April 2013 betreibt die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf die systematische Untersuchung und Aufarbeitung der Sammlungsbestände des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf.
In einem ersten Projekt (April 2013 - Januar 2016) lag der Fokus auf den Neuerwerbungen aus der Zeit von 1933 bis 1945. In einem anschließenden Nachfolgeprojekt (Februar 2016 - Januar 2018) befasste man sich mit den Neuerwerbungen des Museums ab 1946. Von Februar 2018 bis Januar 2020 fand das dritte, ebenfalls vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Provenienzforschungsprojekt statt, in dem speziell der Bestand der grafischen Sammlung im Mittelpunkt stand.
Bereits seit der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde, neben den traditionellen Sammlungsschwerpunkten des Kunsthandwerks und der Volkskunde Schleswig-Holsteins, auch der Bestand an Grafiken kontinuierlich erweitert. Die grafischen Werke machen knapp ein Drittel der gesamten Anzahl an Neuerwerbungen von 1946 bis heute aus.
Ansprechpartner am Museum für Kunst und Kulturgeschichte: Dr. Carsten Fleischhauer, carsten.fleischhauer@landesmuseen.sh
Weiterführende Links zur Provenienzforschung: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Lost Art-Datenbank