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  • Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann vor dem Gemälde die „Ährenleserin“ des norddeutschen Impressionisten Hans Olde. Untersuchungen haben ergeben: Auf der Rückseite dieses Gemäldes befindet sich eine Vorstudie des Olde-Gemäldes „Hünengrab bei Bülk“.
  • Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann schaut sich das „Hünengrab bei Bülk“ an, ein Gemälde des norddeutschen Impressionisten Hans Olde.

Mehr forschen, mehr wissen - spannende Geschichten erzählen

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf nimmt bedeutende Teile seiner Sammlung und der dazu gehörigen Themen immer wieder auch wissenschaftlich unter die Lupe, organisiert Fachtagungen, restauriert und untersucht wichtige Werke. Ziel ist es, den Besuchern mehr über die Schätze des Museums erzählen zu können – und über die Zeit, aus der sie stammen. Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann gibt Einblicke über eine wichtige Forschungstätigkeit.

Frau Dr. Baumann, die Erforschung der eigenen Sammlung gewinnt für viele Museen wieder an Bedeutung. Wo liegen die Gründe für diese Entwicklung.
Als Museen gegründet bzw. Sammlungen angelegt wurden, viele von Ihnen im 19. Jahrhundert, stand zumeist das Sammeln selbst, die Bewahrung und Erforschung des Einzelobjektes im Vordergrund des Interesses. Ausstellungen für die breite Öffentlichkeit haben erst im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung gewonnen. Das führte dazu, dass das einzelne Objekt nicht mehr so stark im Fokus stand, sondern mehr übergreifende Themen. Die Forschungstätigkeit ließ nach und damit der enge Austausch zwischen Museen und Universitäten. Wir im Museum für Kunst und Kulturgeschichte versuchen seit einigen Jahren hier aktiv durch die Ausrichtung von wissenschaftlichen Tagungen gegenzusteuern. Eine große Motivation ist für uns die Neukonzeption der Dauerausstellungen im Rahmen des Masterplanes für die Schleswiger Museumsinsel. Hierfür ist es unabdingbar, auf dem aktuellen Forschungsstand zu sein, damit wir unseren Besucherinnen und Besuchern nicht nur ästhetischen Hochgenuss, sondern auch wissenschaftlich korrekte Präsentationen bieten können. 

Wann hat Ihnen die wissenschaftliche Arbeit das letzte Mal ein Aha-Erlebnis beschert?
Im Zusammenhang mit den Recherchen zu unserem Gottorfer Hofgelehrten Adam Olearius suchten wir den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen aus Museen und Archiven in Tallinn. Olearius war an einer Reise beteiligt, die im Auftrag des Gottorfer Herzogs eine Landhandelsroute nach Persien erkunden sollte. Sie führte über Reval, das heutige Tallinn, und die Reisebeschreibung, die er später anfertigte, ist in Estland heute eine wichtige historische Quelle. Es stellte sich heraus, dass Olearius dort weit mehr präsent und erforscht war als hierzulande und es auf beiden Seiten großes Interesse an einer Zusammenarbeit gab. So entstand dann die Idee zu einer internationalen Tagung, die wir 2015 durchführen konnten. Ein großer Erfolg, der mit einem wissenschaftlich hochkarätigen Tagungsband gekrönt wurde. Inzwischen haben zwei weitere Tagungen stattgefunden, eine zum Kulturtransfer aus den Niederlanden in der Frühen Neuzeit und eine, die sich mit der „Moderne am Meer“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hier in Schleswig-Holstein befasste. Weitere sind bereits konkret in Planung. Ein wichtiger Sparringspartner ist für uns inzwischen die Universität zu Kiel (CAU) geworden, was mich besonders freut.

Vor Sonderausstellungen nehmen Sie die Exponate aus dem eigenen Bestand aber vermutlich auch noch einmal ganz genau unter die Lupe, oder?
Ja, auf jeden Fall. Und weil Sie nach einem Aha-Erlebnis fragten… im Vorwege der Sonderausstellung über Hans Olde, den Impressionisten des Nordens, haben sich die Kuratoren und vor allem auch die Restaurierung mit einzelnen Werken besonders auseinandergesetzt. Unter anderem mit Oldes Malweise. Unsere Chefrestauratorin Anne-Christine Henningsen hat dabei herausgefunden, dass sich eine Vorstudie mitsamt eines Rasters vom „Hünengrab bei Bülk“ auf der Rückseite eines anderen Gemäldes - der „Ährenleserin“ - befindet. Solche Befunde lassen Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte eines Werkes zu, und das wiederum hilft den Wissenschaftlern bei der kunsthistorischen Einordnung eines Gemäldes.

Welche nächsten Projekte und Themen stehen an?
Für dieses Jahr war eine Tagung zu Fürstinnen und Fürsten im Lande geplant, die nun auf 2021 verschoben ist, aber in jedem Fall stattfindet (Die Fürstinnen der Lande. Handlungsspielräume im Spannungsfeld zwischen Dynastie, Familie und Individuum). Ebenfalls 2021 wird es eine Tagung über den Bordesholmer Altar und seinen Erschaffer Hans Brüggemann geben, denn dieser spektakuläre Altar, der sich heute im Schleswiger Dom befindet, wird im kommenden Jahr seinen 500. Geburtstag feiern. Weitere Themen sind schon in Arbeit, es bleibt also immer spannend!

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