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  • Dr. Thorsten Sadowsky

Joana Vasconcelos ist "eine feministische Schlossbesetzung gelungen"

Vier Fragen an den Direktor und Kurator der Ausstellung Joana Vasconcelos. Le Château des Valkyries, Dr. Thorsten Sadowsky

 

Welche Bilanz haben Sie bisher von der Ausstellung?

Die bisherige Bilanz zu unserer Ausstellung Joana Vasconcelos. Le Château des Valkyries fällt sehr positiv aus. Unser Publikum ist außerordentlich begeistert und auch die Medienresonanz war bislang sehr gut und weitaus stärker, als wir dies gewöhnt sind. Es wird auch gewürdigt, dass eine Künstlerin mit dezidiert feministischem Selbstverständnis auf Schloss Gottorf gezeigt wird; das hat es hier zuvor in der Form noch nicht gegeben. Und Joana Vasconcelos hat während der Eröffnung einen unglaublich sympathischen und überzeugenden Auftritt geboten. Ihr ist mit der Ausstellung sozusagen eine feministische Schlossbesetzung gelungen, und sie erweist sich wieder einmal als sehr liebenswürdige Kunstbotschafterin Portugals. Wir sind stolz darauf, dass wir zum 50. Jubiläumsjahr der portugiesischen Nelkenrevolution ein solches Ausstellungshighlight bieten können.

Wie ist die Reaktion des Publikums?

Wir haben viele begeisterte Kommentare erhalten und zahlreiche Gäste sind wegen der Ausstellung von weither angereist. Das internationale Renommee der Künstlerin sorgt dafür, dass der barocke Glanz von Schloss Gottorf wiederbelebt wird. Joana Vasconcelos Zusammenarbeit mit Designermarken wie Dior und Max Mara oder dem Möbelhaus Roche Bobois fasziniert ein kunst- und modeinteressiertes Publikum. In der Regel sind Frauen kunstaffiner und modebewusster als Männer, und gerade die Wertschätzung textiler Medien und traditioneller Handarbeitstechniken, die sich insbesondere in den opulenten Walküren der Künstlerin zeigt, begeistert unser weibliches Publikum. Allerdings erleben wir immer wieder, dass die Begeisterung geschlechterübergreifend ist.

Hat das deutsche Publikum viele Fragen an die Künstlerin?

Da sich Joana Vasconcelos in ihrer künstlerischen Arbeit sehr stark auf das kulturelle Erbe Portugals bezieht und dies auch die koloniale Vergangenheit einschließt, ergeben sich viele Fragen im Kontext der aktuellen postkolonialen Debatte. Es sind die Portugiesen gewesen, die den Tee nach Europa gebracht haben, und Katharina von Braganza hat die Teekultur am Hofe Karl II. von England eingeführt. Oder die ausgeprägte Tradition von Filigranschmuck in Portugal, die ebenfalls durch fernöstliche Einflüsse inspiriert wurde. Insbesondere die Bezüge im Werk der Künstlerin zum Barock und zum prunkvollen Manuelinischen Architekturstil mit seinen vielfältigen maritimen Ornamenten führen immer wieder zu interessanten Gesprächen mit dem Publikum. Die Migration von Formen, Symbolen und Ideen ist ein wiederkehrendes Thema, und nicht zuletzt auch die vielfältigen Verbindungen zwischen Portugal und Deutschland.

Dies ist die bisher größte Ausstellung von Joana Vasconcelos in Deutschland. Wie herausfordernd war dies für das Museum?

Die Ausstellung ist eine logistische Herausforderung gewesen, da der Aufbau der Werke aufgrund ihrer Komplexität und Größe sehr genauer Planung und besonderer Transporttechnik bedurfte und umfangreiche Teams miteinander koordiniert werden mussten. Das Aufbauteam aus dem Studio der Künstlerin ist sehr professionell und erfahren und hat rund zwei Wochen sehr gut mit unserem Aufbauteam und weiteren Partner*innen zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit ist wirklich sehr angenehm, vertrauensvoll und effektiv gewesen. Wenn alle ihren Job können und gut vorbereitet sind, dann gelingt eine anspruchsvolle Ausstellung wie diese und die Kunst kann ihre Wirkung entfalten.

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