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  • Kurator Dr. Ingo Borges
  • Präsentieren ein Porträt des Malers Jürgen Ovens (Rembrandt-Schüler und Maler am Gottorfer Hof im 17. Jahrhundert) - Freundeskreis-Vorsitzende Gabriele Wachholtz (re.) mit Museums-Direktorin Kirsten Baumann.

„Der Kunstmarkt ist völlig überhitzt“

Die Sammlung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte wächst stetig. Einer der jüngsten durch den Freundeskreis finanzierten Neuzugänge ist ein imposantes Gemälde des 1628 in Tönning geborenen Malers Jürgen Ovens, der in die Niederlande ging und zu einem Schüler Rembrandts wurde. Kurator Dr. Ingo Borges nahm das Werk vor der Versteigerung in Köln genau in Augenschein. Im Interview spricht er über einen angespannten Kunstmarkt und Hinterzimmer in Auktionshäusern.

Herr Dr. Borges, die Sammlung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte wächst stetig – auch durch den Ankauf neuer Exponate. Wie erfahren Sie, wenn ein Werk auf dem Markt ist? Wahrscheinlich ist ein Portrait von Jürgen Ovens nicht bei Ebay-Kleinanzeigen zu finden…
Das ist wohl wahr. Wir schauen regelmäßig in die aktuellen Kataloge der großen und auch kleinerer Auktionshäuser. Zum anderen nutzen wir die Internet-Plattform lot-tissimo, wo wir Suchaufträge platzieren. Das Online-Portal informiert uns, in welchen Häusern Werke eines gesuchten Künstlers demnächst versteigert werden. So sind wir beispielsweise auch auf das Portrait von Jürgen Ovens aufmerksam geworden. Der Freundeskreis Schloss Gottorf wollte unsere Ovens-Sammlung gerne durch ein großes Werk erweitern. Nach reichlicher Suche haben wir dieses Exponat schließlich beim Auktionshaus Lempertz in Köln entdeckt.

Es gibt doch bestimmt einige Dinge, die vor so einem Kauf zu beachten sind.
Insbesondere bei Werken von bedeutenden Künstlern untersuchen wir das Exponat vor dem Kauf. Oft stellen Auktionshäuser dazu separate Räumlichkeiten zur Verfügung. Wir lassen uns Gutachten und Zustandsberichte zeigen und schauen auf die Provenienz. Mit UV-Lampe und Lupe prüfen wir intensiv, ob es Beschädigungen oder Übermalungen an dem Kunstwerk gibt. Teilweise sind diese auch erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Aus diesem Grund ist auch die Expertise von ausgewiesenen Fachleuten sehr wichtig.

Wie einfach - oder schwer - ist es, ein bedeutendes Kunstwerk zu ersteigern?
Der Kunstmarkt ist extrem überhitzt. Er wird weitestgehend durch große Auktionshäuser wie Phillips, Sotheby’s und Christie‘s sowie einige marktbestimmende und weltweit agierende Galerien dominiert. Da können öffentliche Museen mit ihrem beschränkten Ankaufsetat meist schon lange nicht mehr mitspielen. Werke von Künstlern wie Picasso oder Rembrandt sind für uns daher nicht zu erwerben. Nur durch die Hilfe unserer Förderer, Stifter und Spender ist es uns möglich, in Einzelfällen an ein wirklich prominentes Kunstwerk zu gelangen.

Das klingt wirklich interessant …

Ja, es ist jedes Mal aufs Neue spannend. Insbesondere große Messen wie die TEFAF in Maastricht oder die Art Basel sind definitiv einen Besuch wert. Da kommt ein Privatjet nach dem anderen an – vor allem aus den USA, Russland und China. Allerdings werden dort auch Preise aufgerufen, bei denen kaum ein Museum weltweit mithalten kann. Ich fahre dort hin, um mich zu vernetzen und einen Überblick über das aktuelle Kunstangebot zu bekommen. Außerdem kann ich mich mit Kollegen austauschen und mir Gedanken über mögliche Platzierungen von Leihanfragen bei Galerien machen.

Ist es nicht frustrierend, wenn die Möglichkeiten der Museen so begrenzt sind?

Ja und nein. So eine Beschränkung kann auch hilfreich sein. Die meisten Häuser haben übervolle Depots. Zudem hat jedes Museum ein klares Sammlungskonzept, wir können und wollen also auch gar nicht alles kaufen. Das Konzept setzt die Schwerpunkte, die sich im Laufe der Sammlungsgeschichte des Hauses herauskristallisiert haben. Bei uns sind das zum Beispiel die Bestände von Lucas Cranach, die Niederländer-Sammlung und die Gottorfer Barockzeit. Auch das Kunsthandwerk und die deutsch-dänische Kunst aus dem 19. Jahrhundert gehören dazu, ebenso wie die Klassische Moderne und die Gegenwartskunst – jeweils mit einem besonderen Schwerpunkt auf Norddeutschland. In all diesen Bereichen versuchen wir Lücken in den Beständen zu schließen und diese auch zu erweitern. Dabei stehen wir in enger Absprache mit anderen Museen und bauen auf gegenseitige Unterstützung. Das bedeutet auch, dass wir uns in der Regel nicht gegenseitig Konkurrenz machen.

Die Sammlung erweitert sich aber nicht nur durch Ankäufe, oder?

Völlig richtig. Neben Ankäufen und Dauerleihgaben sind insbesondere auch Schenkungen und Vermächtnisse von großer Bedeutung für die Erweiterung unserer Sammlung. Aber auch die Unterstützung des Freundeskreises Schloss Gottorf, der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein und des Kulturrings der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft möchte ich noch einmal besonders betonen. Der Kulturring, der dieses Jahr 50 Jahre alt wird, hat uns über die Jahre insgesamt mehr als 400 Dauerleihgaben von über 120 verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung gestellt. Ohne die einzelnen Förderer würden wir auf Gottorf nicht über eine so große, vielfältige und immer wieder überraschende Sammlung verfügen.

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