„Beim Malen kann ich mich der Ölfarbe nicht entziehen, sie ist verzehrend“
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte freut sich über eine signifikante Erweiterung seiner bereits reichen Bestände an Werken des Künstlers Klaus Fußmann (geb. 1938 in Velbert). Drei Ölgemälde und drei Arbeiten auf Papier (zwei Pastelle, eine Gouache) ergänzen nun die Gottorfer Fußmann-Sammlung aufs Schönste. Der in Gelting an der Ostsee und in Berlin lebende und arbeitende Maler vermittelte die Werke großzügigerweise aus dem umfangreichen Nachlass eines Sammlers aus Velbert als Vermächtnis an die Stiftung Landesmuseen. Vier der Werke sind nun im Neuerwerbungsraum der Norddeutschen Galerie auf der Schlossinsel zu sehen, von denen unser Kurator Dr. Ingo Borges hier zwei vorstellt:
Das Gemälde „Ausblick. Schnee und Krähen vor Fenster“
Das großformatige Gemälde „Ausblick. Schnee und Krähen vor Fenster“ von 1998 zeigt den Blick aus dem Atelier des Künstlers in der Berliner Hardenbergstraße, den er wiederholt zum Thema gemacht hat. Das in reduzierten Tönen gehaltene Bild kombiniert ein Stillleben im Atelier-Innenraum mit dem Blick aus dem Fenster auf schneebedeckte Hausdächer an einem kalten Wintertag. Schemenhafte Gefäße oder Kleinskulpturen, ein Deckelkrug und ein markanter Totenschädel – der an barocke Vanitas-Stillleben denken lässt – reihen sich auf der Fensterbank im Bildvordergrund auf. Die Vergänglichkeit ist ein wiederkehrendes Thema in Fußmanns Oeuvre, das antipodisch seine farbsatten und lebensvollen Arbeiten ergänzt.
Dreiviertel der Leinwand sind hier dem reich gegliederten Sprossenfenster gewidmet, das wie eine Membran zwischen Innen- und Außenraum gespannt ist, und die Bildfläche zu einer strengen graphischen Komposition werden lässt. Leben hauchen dem Ganzen erst die beiden neugierigen und wohl auch hungrigen Krähen ein, die ihr Revier auf der äußeren Fensterbank haben. Meisterlich gelingt es Fußmann das kalte Winterlicht wiederzugeben, das die Silhouetten der Gegenstände betont. Erst in der Nahsicht erlebt man die subtilen Blau-, Grau- und Braunschattierungen in seiner zunächst fast monochrom wirkenden Schwarz-Weiß-Symphonie. Das Leben findet in diesem Bild vor dem Atelier, in der Schneelandschaft der Krähen statt und man meint ermessen zu können, dass Fußmann – obschon ein begnadeter Stillleben-Maler – sich doch zum Arbeiten in die Natur hinaus sehnen wird.
Das Gemälde „Bäume auf Quisnis“
Als Landschaftsmaler, der en plein-air, direkt vor dem Motiv und unter freiem Himmel arbeitet, erlebt man ihn in seinem Gemälde „Bäume auf Quisnis“ von 2004. Die Halbinsel Quisnis, im Naturschutzgebiet der Geltinger Birk an der nördlichsten Spitze der schleswig-holsteinischen Ostseeküste gelegen, ist wie das gesamte Gebiet zwischen Flensburger Förde und Angeln echtes „Fußmann-Land“. Hier findet der Maler von Frühjahr bis Herbst seine schönsten Motive, die er in Ölgemälden, Aquarellen, Pastellen und auch in Druckgraphiken umsetzt.
Unser neu erworbenes Gemälde zeigt unter massivem, fast skulpturalem Einsatz von Ölfarbe eine bilddominierende Baumgruppe auf einem spätsommerlichen Getreidefeld. Fußmann lässt durch die schrundig aufgetragene Farbe in reichsten Grünnuancen das Spiel des dauerhaft starken Windes der Gegend in diesen üppig belaubten Bäumen für uns fast körperlich erfahrbar werden. Über seine eigene Faszination für die Öltechnik sagt er: „Die wichtigste Malerei ist die Ölmalerei und das ist ganz klar und sie bleibt es auch. Sie kann nicht ersetzt werden, weil die Kraft der Ölmalerei, das Haptische, die Schwere, nicht ersetzbar ist. Sie ist sehr schwer, sie ist großartig, sie ist sehr tief.“