Margret Eicher
Battle:Reloaded
Die in Berlin lebende Konzeptkünstlerin Margret Eicher (* 1955, Viersen, DE) beschäftigt sich seit über dreißig Jahren mit der überbordenden alltäglichen Bilderflut und dem Verhältnis von Realität und Abbildung in unserer digitalen Medienkultur. Unter dem Titel Battle:Reloaded hat sie 2022 eine 30 m lange Tapisserie geschaffen, die das mediale Gedächtnis der Kunst- und Kulturgeschichte mit dem Bildrepertoire populärer Medien verbindet.
Motive, Posen und Symbole aus Film, Werbung, Popkultur, Mode und Gaming werden kunstvoll gesampelt und zu zehn ineinander übergehende Szenen verwoben: Beginnend bei einer fiktionalen Darstellung des Urknalls, über Lady Gaga, die Ninja Turtles, maskierten weiblichen Figuren mit Tattoos, die allgegenwärtige Lara Croft, Spiderman, Batman, King Kong und Julian Assange hinweg entfaltet sich ein popkulturelles Medienspektakel, das die Entwicklung der Menschheit in computergenerierter Augmented Reality gipfeln lässt.
Das Werk ist im Rahmen der Ausstellung "Wikingerdämmerung" auf der Schleswiger Museumsinsel zu sehen
Die Superheldinnen und -helden sind in verschiedenen Missionen unterwegs; Raum und Zeit scheinen sich in dieser mediengenerierten Welt aufzulösen. Margret Eicher verfolgt mit ihrer abwechslungsreichen Bildercollage eine gender- und medienkritische Perspektive, die die medialen Stereotypen, Pathosformeln und Rollenbilder lustvoll aufgreift und überhöht, um sie dadurch zu unterwandern.
Die Künstlerin nennt ihre großformativen Bildteppiche „Medientapisserien“, die sie in Belgien nach dem Jacquard-Verfahren fertigen lässt. Diese von Joseph-Marie Jacquard um 1800 für die Stickerei und Weberei entwickelte Verarbeitungstechnik revolutionierte die Textilindustrie, indem der Jacquardwebstuhl die Grundlage für die automatisierte Produktion immer aufwendigerer Muster schuf. Ein besonderer Kontrast ergibt sich bei den „Medientapisserien“ aus der Verknüpfung eines historischen Mediums – Wandteppiche haben eine höfische Anmutung – mit hyperrealen Inhalten.
Mit dem ungewöhnlichen Format des Werks bezieht sich die Künstlerin auf den berühmten Teppich von Bayeux, der im 11. Jahrhundert gefertigt wurde. Dieser erzählt in Wort und Bild die Eroberung Englands durch die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer. Als direktes Zitat des historischen Vorbilds laufen in der Bordüre am unteren Bildrand die Szenen der Schlacht von Hastings im Jahr 1066 entlang und säumen so die zentrale Bildcollage.